Hintergründe der unehelichen Schwangerschaften

In Lateinamerika und Subsahara-Afrika hat es nie die rigiden Geschlechtertrennungen der hinduistischen und islamischen Gesellschaften gegeben. In Subsahara-Afrika wurden die Mädchen früher aber auch möglichst bald nach Eintritt der Pubertät verheiratet und werden es – vor allem in den Dörfern und den ärmeren Schichten – bis heute. Nun sollen die Mädchen jedoch möglichst länger die Schule besuchen und eine Berufsausbildung machen, was jeweils etwa 20-70 %, vor allem in den Städten, auch tun.

In den meisten traditionellen Gesellschaften ist der gesamte Sexualbereich stark tabuisiert, d. h. man darf darüber nicht sprechen. Dies gilt auch zwischen Ehepartnern und erst recht zwischen Menschen verschiedener Generationen. Die Kinder und Jugendlichen werden daher nicht in der Familie aufgeklärt und – sofern es keine entsprechenden Projekte gibt – meistens auch nicht in den Schulen. Sie haben aber Möglichkeiten zu Treffen und sexuellen Beziehungen.

Auch gibt es in Lateinamerika und in Subsahara-Afrika bei der männlichen Jugend das Konzept des „Machismo“, d. h. unter anderem dass das Prestige der jungen Männer in ihren Gruppen mit der Zahl der (berichteten) sexuell aktiven Beziehungen steigt. Viele Mädchen werden in der männerdominierten Kultur auch von den Partnern zu frühem ungeschütztem Geschlechtsverkehr gedrängt, bei Befürchtungen gezielt falsch informiert („das erste Mal“ oder „einmal die Woche passiert doch nichts“) oder durch Einschüchterungen dazu gezwungen. Manche Mädchen meinen auch, dass sie – nach den traditionellen Werten – insbesondere erwachsenen Männern gehorchen müssen, auch wenn es sich um ungeschützten Geschlechtsverkehr handelt.

Wo es keine Geschlechtertrennung gibt und keine frühe Verheiratung, werden daher viele Mädchen unehelich schwanger. Dies bedeutet meistens, dass sie alleine für ihr Kind sorgen und einen etwa noch gegebenen Schulbesuch oder eine Berufsausbildung abbrechen müssen.

Näheres zu den sonstigen Problemen der Mütter unehelicher Kinder hier.

Junge ledige Mütter in Togo, die die Schule wegen ungewollter, unehelicher Schwangerschaft und Geburt abgebrochen haben, lassen sich in einem Projekt von Lebenschancen für die Aufklärung von Gleichaltrigen ausbilden. (Foto: Susanne Steuer)

Junge ledige Mütter in Togo, die die Schule wegen ungewollter, unehelicher Schwangerschaft und Geburt abgebrochen haben, lassen sich in einem Projekt von Lebenschancen für die Aufklärung von Gleichaltrigen ausbilden. (Foto: Susanne Steuer)