Ziele von Lebenschancen International
Hauptziel von Lebenschancen International ist es, Maßnahmen zur Familienplanung bzw. Verhinderung ungewollter und riskanter Schwangerschaften in Entwicklungsländern zu finanzieren. Daneben fördert die Organisation auch sonstige Maßnahmen zur Erhaltung der reproduktiven Gesundheit von Frauen, insbesondere die Einrichtung von gynäkologischen Diensten und Schwangerenbetreuung, wenn dort auch Beratungen über Familienplanung angeboten werden und die Mittel dazu verfügbar sind.
Aktuell fördern wir Projekte in Burkina Faso und Togo in Westafrika. Außer durch die Aufklärungen über Risikoschwangerschaften in zu jungem und zu hohem Alter oder bei zu vielen Geburten wird auch durch früher gebaute Gesundheitsstationen in Benin und Togo sowie die Fortsetzung von Aufklärungen durch ehrenamtliche Gesundheitsberaterinnen in Peru zur Minderung von Mütter- und Kindersterblichkeit beigetragen.
Bis 2019 wurde das zudem fast zwanzig Jahre lang durch eine kleine Frauengesundheitsstation in einem Dorf in Nepal gemacht. Diese wurde jedoch aufgegeben, nachdem nur 3 km entfernt ein großes Ärztehaus mit vollem Einsatz einer Gynäkologin und Geburtshelferin sowie anderen Fachärzt/innen eingerichtet wurde.
Die Probleme
Zur hohen Müttersterblichkeit
Zwar konnte die Müttersterblichkeit weltweit in den vergangenen 20 Jahren erheblich gesenkt werden, darunter in den 44 am wenigsten entwickelten Ländern sogar um 46 %. Aber dennoch sterben weltweit in jedem Jahr noch ca. 300.000 Frauen im Zusammenhang mit Komplikationen von Schwangerschaft und Geburt. Davon entfallen 99 % auf Entwicklungsländer. Am höchsten ist die Müttersterblichkeit in den Ländern Subsahara-Afrikas und den Krisenstaaten in Asien. Bei den Todesfällen handelt es sich zu etwa einem Viertel um Erstgebärende unter 20 Jahren und ansonsten vornehmlich um Frauen, die schon mehrere Kinder haben. Es wird geschätzt, dass durch diese Todesfälle in jedem Jahr ca. 700.000 Kinder die Mutter verlieren.
Etwa 30.000 Todesfälle davon sind in jedem Jahr die Folge von Schwangerschaftsabbrüchen in Entwicklungsländern, die angesichts von deren dortiger Illegalität vielfach von Laien mit gefährlichen Methoden und ohne hygienische Vorkehrungen durchgeführt werden.
Wenn die Frauen, die in den 132 ärmsten Entwicklungsländern keine Kinder mehr oder eine längere Geburtenpause wünschen, alle Verhütungsmittel anwenden würden, würde die Müttersterblichkeit in dieser Gruppe um 78 % sinken und bei allen Frauen in diesen Ländern um 23 % (vgl. E.A. Sully bzw. Guttmacher Institute 2020). Das wären in jedem Jahr 70.000 weniger Sterbefälle von Frauen bzw. Müttern in jungem und mittlerem Alter.
Ansonsten ist die hohe Müttersterblichkeit in den Entwicklungsländern größtenteils die Folge von altersspezifischen oder durch hohe Geburtenzahlen bedingten Risikoschwangerschaften und deren Entbindung ohne dafür qualifiziertes Personal und ohne Zugang zu Notfallhilfen wie Bluttransfusionen. Näheres zu diesem Problem hier.
Zur Frühsterblichkeit von Kindern
Zwei junge Mütter mit ihren Neugeborenen und der Hebamme in Togo. Sie hatten das Glück, in einer Stadt zu wohnen, wo es Entbindungsstationen mit qualifiziertem Personal gibt. Etwa 40 % der Frauen in Togo haben diese Möglichkeit aber nicht.
(Foto: Stephanie Settele)
Stirbt die Mutter, stirbt auch vielfach das Kind, sei es schon während der Geburt oder weil es keine Amme zum Stillen und keine Heime für Neugeborene gibt. Oder es stirbt nur das Kind, z. B. bei jugendlichen Erstgebärenden, deren Becken noch nicht hinreichend ausgewachsen ist. Viele Kinder sterben auch, weil sie als Geburt einer 13-, 14- oder 15-jährigen Mutter oder als 7., 8. oder 9. Kind einer älteren Mutter untergewichtig zur Welt gekommen sind, keinen richtigen Saugreflex haben oder bei ersten Infektionserkrankungen nicht genügend Abwehrkräfte.
In den stark von HIV/Aids betroffenen Ländern sterben auch viele Kinder früh an den Folgen dieses Virus, weil die Infektion nicht bekannt ist oder nicht rechtzeitig Gegenmittel verabreicht werden.
Wie Lebenschancen International bei der Minderung
der Mütter- und Kindersterblichkeit hilft
In allen Projekten von Lebenschancen wird über die Möglichkeiten informiert, riskante oder ungewollte Schwangerschaften mittels Verhütung zu vermeiden, zum Teil auch über das Recht auf sexuelle und reproduktive Gesundheit. Nachdem in den Projektländern, vor allem in den Dörfern, größere Teile der Bevölkerung bis zu Mehrheiten zumindest der Frauen nicht lesen können und weder Radio noch Fernsehgerät haben, aber viel Aberglaube über die Ursachen von Müttersterblichkeit verbreitet ist, sind zur Vermeidung von riskanten und ungewollten Schwangerschaften intensive persönliche Informationsmaßnahmen erforderlich. Diese erfolgen durch Vorträge, Gesprächskreise und Einzelberatungen durch die Aufklärer/innen oder „Gesundheitsinformant/innen“, die im Rahmen der Projekte dafür ausgebildet werden.
Zur Minderung der Mütter- und Kindersterblichkeit tragen auch eine Frauengesundheitsstation und eine große allgemeine Gesundheitsstation bei, die Lebenschancen – auf Wunsch der örtlichen Partner – 1997 in Benin und 2017/18 in Togo mit Ko-Finanzierungen von 75 % durch das BMZ bzw. die EKFS bauen konnte. Beide Stationen bieten auch Schwangerenvor- und -nachsorgeuntersuchungen und die in Togo sogar Entbindungen. Die letzteren werden aber relativ wenig genutzt: Viele Frauen entbinden weiterhin zu Hause mit traditionellen Hebammen oder Nachbarinnen, die alle keine modernen geburtshilflichen Kenntnisse haben und im Falle von Komplikationen nicht helfen können. Gründe sind z.B., dass die Familie die 5 € für eine Entbindung in der Station nicht hat oder nicht ausgeben will oder dass der Mann oder die bereits gegebenen Kinder ohne längere Unterbrechung zu Hause versorgt werden wollen oder müssen.
2001-19 haben auch die Schwangerenbetreuungen, Beratungen zur Familienplanung, Abgaben von Verhütungsmitteln und Impfungen einer Frauengesundheitsstation in Nepal zur Minderung von Mütter- und Kindersterblichkeit in einigen Dörfern beigetragen. Deren Bau und Ausstattung sowie die laufenden Ausgaben der ersten Jahre wurden – neben einem Sockelbetrag an Spenden – durch eine Ko-Finanzierung von 80 % der Kosten durch das BMZ ermöglicht.
Schwangere und Mütter von Säuglingen in Togo bei einem Vortrag über Risikoschwangerschaften und die Notwendigkeit von HIV-Tests, um eine Infizierung der Kinder mit dem Virus zu vermeiden. Hier: Freigelände vor einem „Jugendgesundheitszentrum“ (Fotos: SILD, Togo)
Aus der 2017/18 gebauten großen Gesundheitsstation mit Beratungsstelle für Familienplanung im Westen von Togo: Beratung einer Wöchnerin durch die Hebamme zur Versorgung des Neugeborenen und zur Notwendigkeit, eine baldige neue Schwangerschaft zu verhüten
Zur Minderung von Mütter- und Kindersterblichkeit tragen zudem unsere Informationsmaßnahmen zur Vermeidung von Ansteckungen mit HIV/Aids bei. Näheres dazu hier.
Falls Sie mit Ihrer Spende solche Maßnahmen unterstützen wollen, schreiben Sie bei der Überweisung unter „Zweck“ bitte MüSt für Müttersterblichkeit oder HIV(-Prävention). Jetzt spenden.